Wissen schafft Demokratie?
Mittwoch, 5.12., 17:45 Uhr
Hörsaal VIII im Hauptgebäude
Diskussionsveranstaltung mit Torsten Bultmann (Geschäftsführer vom Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler) und Dr. Witich Roßmann (Vorsitzender DGB-Köln)
Wie kommen wir zu Abrüstung und ziviler Konfliktlösung?
Die Bedeutung der Hochschulen für Krieg und Frieden
Mittwoch, 12.12., 17:45 Uhr
Hörsaal VIII im Hauptgebäude
Diskussionsveranstaltung mit Claudia Haydt (Informationsstelle Militarisierung, IMI) und Ralf Streibl (Diplom-Psychologe, Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung, FIfF)
Der Beitrag der Hochschulen zu Nachhaltigkeit
Donnerstag, 17.1., 18:00 Uhr
Hörsaal XXV (WiSo)
Mit Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker und Vertreter*innen aus der Anti-Kohle-Bewegung
Die Friedensklausel
Auf Grund von Kritik von Hochschulmitgliedern an der unternehmerischen Ausrichtung von Bildung und Wissenschaft wurde 2014 eine Friedensklausel im NRW-Hochschulgesetz eingeführt: Die Hochschulen sollen zu Frieden, Demokratie und Nachhaltigkeit beitragen. Dies bedeutet – entgegen der aufreibenden Effizienz- und Drittmittelorientierung sowie den partikularen Einflüssen von Unternehmen auch aus der Rüstungsindustrie – eine entscheidende Stärkung und Ermutigung aller Hochschulmitglieder, für eine humane und kritische Wissenschaft zu wirken. Eine solche wird in der aktuellen Welt dringend gebraucht, um Kriegsursachen und Friedensvoraussetzungen zu erforschen, den Klimawandel aufzuhalten und die demokratische Partizipation mündiger Menschen zu verwirklichen.
Versuch der Gegenreform durch die Landesregierung
In einer aktuellen Anfrage berichtet die CDU/FDP-Landesregierung von mindestens vier Forschungsvorhaben, gegen die sich Hochschulen auf Grund ihrer militärischen Orientierung ausgesprochen haben. Der schwarz-gelben Landesregierung in NRW ist daher die Friedensklausel ein Dorn im Auge – gerade in Zeiten, in denen die Bundesregierung die Rüstungsausgaben deutlich steigern will. Die Friedensklausel soll deswegen im Zuge der Novellierung des Hochschulgesetzes gestrichen werden. Im gleichen Zug sollen demokratische Mitbestimmungsmöglichkeiten verringert und Studien- und Arbeitsbedingungen an den Hochschulen verschlechtert werden.
Unsere Veranstaltungsreihe
Entgegen diesem Versuch, partikularen Interessen verstärkten Zugang zu den Hochschulen zu eröffnen, setzen wir, das Uni-Aktionsbündnis gegen das geplante Hochschulgesetz, auf die Verallgemeinerung des Anspruchs, dass Bildung und Wissenschaft zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen. Mit der Veranstaltungsreihe „Hochschulen zwischen Aufklärung und Profitinteressen – Verantwortung der Wissenschaft für Frieden, Demokratie und Nachhaltigkeit“ wollen wir bezogen auf die drei Aspekte der Friedensklausel folgenden Fragen nachgehen:
Welche Rolle und Bedeutung hat der wissenschaftliche Produktionsprozess für die Verwirklichung von Frieden, Demokratie und Nachhaltigkeit? Welche gesellschaftlichen Anforderungen an die Wissenschaft und welche politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen müssen kritisch reflektiert werden? Wie unterstützen sich Wissenschaft und Zivilgesellschaft bei der Realisierung einer demokratischen, sozialen, friedlichen, nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft? Was können wir dafür aus der Geschichte lernen?
Diese und weitere Fragen wollen wir mit Wissenschaftler*innen, Gewerkschafter*innen und Aktiven aus sozialen Bewegungen diskutieren.
Ausführliche Veranstaltungsankündigungen
Wissen schafft Demokratie?
Mittwoch, 5.12., 17:45 Uhr
Hörsaal VIII im Hauptgebäude
Diskussionsveranstaltung mit Torsten Bultmann (Geschäftsführer vom Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler) und Dr. Witich Roßmann (Vorsitzender des DGB Köln)
„Diese Institution Hochschule braucht ja nicht auf ewig vorrangig den Interessen von Wirtschaft und politischem Konservatismus verpflichtet sein! Wissenschaft als produktive Kraft kann ja auch zur demokratischen Veränderung der Gesellschaft, zur bewußten Förderung des sozialen Fortschritts genutzt werden!“
„Was erwarten die Gewerkschaften von den Hochschulen?“, Heinz Oskar Vetter, DGB-Vorsitzender von 1969 bis 1982, Blätter für deutsche und internationale Politik, 1977.
Der wissenschaftliche Produktionsprozess ist angesichts des rasanten technischen Fortschritts wesentlicher Faktor gesellschaftlicher Entwicklung – nicht nur hinsichtlich der Produktion von neuem Wissen, technologischer Innovation und der Lösung gesellschaftlicher Probleme, sondern auch im Hinblick auf die notwendige Bildung und Qualifizierung immer größerer Teile der Bevölkerung.
Aber die Hochschulen und ihre Mitglieder sind erschöpft: Verschulte Studiengänge, prekäre Arbeitsverhältnisse, strukturelle Unterfinanzierung, Top-Down-Managment-Strukturen, die aufreibende und wissenschaftsfeindliche Selbstvermarktung im Antragsgerangel um Drittmittel und Exzellenzsiegel. Die unternehmerische Orientierung der Hochschule, die von konservativen und neoliberalen Kräften seit Anfang der 2000er Jahre forciert wird, ist den gesellschaftlichen Herausforderungen der Epoche nicht gewachsen, weil sie gesellschaftlichen Trends verunmittelbart hinterher rennt und Konformität produziert – statt Innovation und Erkenntnis.
Wir diskutieren mit Torsten Bultmann (Geschäftsführer vom Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler) und Dr. Witich Roßmann (Vorsitzender DGB-Köln) über die Fragen:
Welche konkrete Bedeutung können und müssen Hochschulen als „produktive Kraft (…) zur demokratischen Veränderung der Gesellschaft“ erlangen? Was ist zur Entwicklung dieser Potentialität erforderlich in einer Zeit, in der antidemokratische Kräfte verstärkt auf den Plan gerufen werden und die Wissenschaft vor allem über Erfolgsindikatoren wie ›Wettbewerbsfähigkeit‹ und ›Exzellenz‹ definiert wird?
Wie kommen wir zu Abrüstung und ziviler Konfliktlösung?
Die Bedeutung der Hochschulen für Krieg und Frieden
Mittwoch, 12.12., 17:45 Uhr
Hörsaal VIII im Hauptgebäude
Diskussionsveranstaltung mit Claudia Haydt (Informationsstelle Militarisierung, IMI) und Ralf Streibl (Diplom-Psychologe, Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung, FIfF)
Der Rüstungsindustrie und konservativen Kräften sind die Friedensbestrebungen an den Hochschulen ein Dorn im Auge. Denn die mörderischen Waffenexporte unter anderem an Saudi-Arabien, die Türkei oder Brasilien; die enorme Aufrüstung der Bundeswehr um 4 Milliarden Euro alleine 2019 stehen ohnehin in der Kritik. Auch die Lagerung US-amerikanischer Atomwaffen in Deutschland gerät seit dem Friedensnobelpreis für die Kampagne gegen Atomwaffen (ICAN) zunehmend ins Licht der Öffentlichkeit.
Zum einen fürchtet die Waffenlobby Kritik aus den Hochschulen, zum anderen sieht sie sich auf Rüstungsforschung angewiesen: Auf EU-Ebene sollen zwei Prozent des Rüstungsetats der Regierungen für Rüstungsforschung ausgegeben werden. Für die Hochschulen heißt das: Alle sind gefordert, sich zu den gesellschaftlichen Anforderungen an die Wissenschaft neu zu verhalten und Position zu beziehen.
Wir wollen mit Claudia Haydt von der Informationsstelle Militarisierung und Ralf Streibl vom Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) vor diesem Hintergrund diskutieren: Was steckt hinter dem Aufrüstungskurs der Bundesregierung? Sind die Rüstungsindustrie und das Militär dabei auf zivile Forschungseinrichtungen wie die Hochschulen angewiesen? Und was ist erforderlich, damit die Ergründung von Friedensursachen, damit eine eingreifende Wissenschaft an den Hochschulen eine Renaissance erfährt?
Der Beitrag der Hochschulen zu Nachhaltigkeit
Donnerstag, 17.1., 18:00 Uhr
Hörsaal XXV (WiSo)
Mit Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker und Vertreter*innen aus der Anti-Kohle-Bewegung
2015 haben sich die Vereinten Nationen mit der Agenda 2030 17 Nachhaltigkeitsentwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) gesetzt. Allerdings: „Unter der Annahme, dass es keine größeren Veränderungen in der Art und Weise gibt, wie Wirtschaft definiert ist und verfolgt wird, kommt es zu massiven Widersprüchen zwischen den sozio-ökonomischen und den ökologischen SDGs“. (aus: Wir sind dran. Club of Rome: Der große Bericht, 2018)
Inzwischen verfügen wir über genügend Wissen und Technologien für eine Transformation hin zu einer nachhaltigen und gerechten Zukunft für alle Menschen. Die bestehenden Möglichkeiten, sozio-ökonomischen und ökologischen Fortschritt miteinander zu verbinden, werden jedoch in großem Ausmaß nicht genutzt, sodass Jean Ziegler bereits 2009 zu der Schlussfolgerung kommt: „Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet.“
So verteidigt etwa die Landesregierung den status quo, indem sie trotz bestehender Alternativen an der Kohleverstromung festhält, anstatt Philosophien und Wirtschaftskonzepte zu überdenken und eine nachhaltige Balance zwischen Mensch und Umwelt zu schaffen. Parallel plant sie, die gesetzliche Aufgabe der Hochschulen, zu Nachhaltigkeit beizutragen, zu streichen. Somit steht jeder ernsthafte Beitrag der Hochschulen zu Nachhaltigkeit automatisch im Konflikt mit der Politik der aktuellen Landesregierung und der durch sie vertretenen Interessen.
Nach einem Input von Ernst-Ulrich von Weizsäcker wollen wir in einem offenen Podium u.a. mit Vertreter*innen von ausgeCO₂hlt diskutieren, wie der Beitrag der Hochschulen zu einer nachhaltigen und gerechten Zukunft für alle Menschen aussehen kann.